Die Macht der Einbildungskraft in der Ästhetik Kants und Schillers


1. Edition, 1995
351 Pages

ISBN: 978-3-8253-0332-7
Product: Book
Edition: Clothed
Subject: Germanistik
Series: Probleme der Dichtung. Studien zur deutschen Literaturgeschichte, Volume No.: 25
Available: 07.11.1995

Keywords: Schiller, Friedrich, Kant, Immanuel, Ästhetik /18. Jahrhundert, krtische Philosophie, reflektierende Urteilskraft


Mit dem kritischen Erkenntnisbegriff Kants wird die Einbildungskraft zur reinen Form allermöglichen Erkenntnis aufgewertet. Sie bildet das immediate Zentrum eines Erkenntnisbegriffs, der die „Beziehung dessen, was man in uns Vorstellung nennt, auf den Gegenstand herstellt“. Doch ist diese Konstruktion zutiefst ambivalent. Die Einbildungskraft, die Kant als eine vermittelnde Vorstellung zum analytischen Zentrum der Reflexion erklärt, ist selbst janusköpfig. Als eine selbständige Instanz, die bewirkt, daß nichts wirklich ist, ohne eingebildet zu sein, bleibt sie in dieser Funktionsweise dennoch auf den Verstand verwiesen, ohne den sie nicht konstitutiv wirksam werden kann.

Vor diesem Hintergrund geht die Studie von der These aus, daß erst mit Kants dritter Kritik, der ‚Kritik der ästhetischen Urteilskraft‘, beide Seiten der Einbildungskraft, das Vermögen der Anschauung und der Darstellung in ihrem Verbund thematisiert werden können. Das ästhetische Urteil, das in einem freien Gebrauch der Erkenntnisvermögen besteht, zeichnet sich aus durch eine Reflexion ohne Begriff, die eine Vorstellung ohne Objekt errichtet. Dieses, in der weiteren Tradition als Phänomen des ästhetischen Scheins diskutierte Problem, stellt im Rahmen des kritischen Erkenntnisbegriffs den systematisch abschließenden Versuch dar, die der philosophischen Reflexion verborgene Voraussetzung ihrer selbst aufzudecken. Für Schillers späte ästhetische Schriften und dichtungstheoretische Überlegungen ist dies der Ansatzpunkt für eine Theorie der Einbildungskraft, die – über den Kantischen Dualismus tendenziell hinausführend – das Modell einer ästhetischen Versöhnung zu denken versucht. Schiller, so die These hier, liest Kant – von der dritten Kritik ausgehend – gegen den Strich.