Die Korporationen prägten die studentische Kultur des Kaiserreichs im hohen Maße. Ihr Beitrag zur Sozialisation der akademischen Eliten kann nicht hoch genug eingeschätzt werden, denn aus ihnen rekrutierte sich vielfach das politische, wirtschaftliche und administrative Führungspersonal des Kaiserreichs und der Weimarer Republik. Das gilt im Besonderen für die Burschenschaften, die sich im Gegensatz zu den meisten Korporationen nicht nur auf den korporativ-geselligen Bereich beschränkten, sondern sich auch ausdrücklich als politischer Zweckverband und Speerspitze der deutschen Nationalbewegung verstanden.

In dieser empirisch angelegten Untersuchung soll daher die Frage beantwortet werden, wie die Burschenschaften auf die Zäsur der Reichsgründung von 1871 und die vielfältigen Umbruch- und Wandlungsprozesse im Kaiserreich reagierten und sich positionierten.

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Helma Brunck in: Das Historisch-Politische Buch, 71.1-2 (2023), 254