Julian Apostata im 19. Jahrhundert

Literarische Transformationen der Spätantike



Julian Apostata, der letzte römische Kaiser, der dem antiken Polytheismus anhing, war schon zu Lebzeiten eine kontroverse Figur. Sein früher Tod 363 n.Chr. hat seither kontrafaktische Gedankenspiele einer nicht-christlichen Postantike provoziert. Bis heute ist umstritten, ob es ihm bei längerem Leben gelungen wäre, die Konstantinische Wende rückgängig zu machen. Im 19. Jahrhundert avanciert er zu einer populären Projektionsfigur, mit der man religiöse Standpunkte aushandelt, politische Gegner attackiert, aber auch ästhetische und wissenschaftliche Diskurse befeuert.

Die literarische Selbstartikulation durch Julian durchzieht Dichtung, Historiographie, Schullektüre und Presse. Julian faszinierte Schriftsteller ersten Ranges, darunter Schiller, Eichendorff, Ibsen, Strindberg und C.F. Meyer, ebenso wie Laienautoren. Die germanistische Studie ergründet die Ursachen für das gesteigerte Interesse an Julian im 19. Jahrhundert und untersucht Formen seiner zeitgenössischen Aktualisierung.

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Fabiana Tuccillo in: Index (Librorum index), 49 (2021), 647