Petrarkistischer Diskurs und höfische Kommunikation im Wandel

Strategien schottischer Dichter, 1580–1625



Anhand der petrarkistischen Dichtung schottischer Höflinge vor und nach der ‚Union of Crowns’ von 1603 lässt sich das enge Ineinandergreifen poetischer und politischer Diskurse in der frühneuzeitlichen Elitekultur sichtbar machen. Vor dem Hintergrund politischer und sozialer Umbrüche wird in der Studie sowohl Uneinheitlichkeit und Flexibilität des Petrarkismus, als auch seine Funktion als kultivierte lingua franca einer Hofkultur im Wandel paradigmatisch herausgearbeitet. Hierzu werden Gedichte als Objekte in dem das höfische Patronagesystem strukturierenden Gabentausch betrachtet und Höfe als frühneuzeitliche Kontaktzone gefasst, in der Liebesdichtung eine gemeinsame Sprache für Statusverhandlungen bot. Dadurch wird der Petrarkismus als politische Sprache verständlich, in der jedes Sonett Höflingen vielfältige Möglichkeiten der individuellen Positionierung ermöglichte und so Dichtung zum Aushandlungsort neuer sprachlicher Repräsentationsformen und persönlicher Karrierestrategien machte.

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Alexander Klaudies in: Anglia, Bd. 131 (2011), Heft 2/3, 410ff